Hofbieber | Kreisbauernverband Fulda-Hünfeld feiert in Wiesen sein 75-jähriges Bestehen

Landrat Bernd Woide: „Bin stolz auf den Bauernstand“

Er ist eine stabile Konstante im Landkreis Fulda, der dessen Entwicklung entscheidend mitprägte und mit leistungsstarken Betrieben und Höfen in die Zukunft trägt – der Kreisbauernverband (KBV) Fulda-Hünfeld. Dieser feierte am Pfingstsamstag mit zahlreichen Mitgliedern und Ehrengästen seinen 75. Geburtstag.

Von Mirko Luis

1947 hatten sich zunächst die über Jahrzehnte selbstständigen Kreisverbände Fulda und Hünfeld gegründet. Männer der ersten Stunde waren deren jeweiligen Vorsitzende Otto Sondergeld aus Hofbieber (Verband Fulda) und Josef Rösner aus Betzenrod (Verband Hünfeld). Erst 1992 waren beide Verbände zum heutigen Verband fusioniert – und eine bis heute erfolgreiche Entwicklung genommen.

Who ist Who aus Hessens Landwirtschaft in Wiesen



Der Einladung in die von Familie Hartmann festlich ausstaffierte Halle im Hofbieberer Ortsteil Wiesen war das „Who is Who“ aus Hessens Landwirtschaftsbranche, benachbarten Kreisbauernverbänden sowie aus regionaler Politik und Wirtschaft gefolgt. Zu den prominenten Gratulanten des Abends gehörten unter anderem der Präsident des Hessischen Bauernverbandes (HBV) und Vizepräsident des Deutschen Bauernverbandes, Karsten Schmal und die amtierende Hessische Milchkönigin Anne Schmauch. Neben Kreislandwirt Winfried Schäfer und den beiden KBV-Ehrenvorsitzenden Matthias Bug und Lothar Röder nahmen an dem gut besuchten Fest in Hofbieber der Generalsekretär des Hessischen Bauernverbands, Hans-Georg Paulus, die stellvertretenden HBV-Generalsekretäre Björn Schöbel und Josef Benner sowie mit Volker Lein ein weiterer aktueller HBV-Vizepräsident teil. Lein ist zugleich Vorsitzender des Vogelsberger Kreisbauernverbandes. Weitere Gäste waren Landrat Bernd Woide (CDU), Bundestagsabgeordneter Michael Brand (CDU) und die Landtagsabgeordneten Thomas Hering (CDU), Gianina Zimmermann und Markus Hofmann (beide Bündnis 90/Die Grünen), Bürgermeister Markus Röder (parteiunabhängig) und Torsten Raab vom Biosphärenreservat Rhön. Ferner erwiesen dem hiesigen Bauernverband Vertreterinnen und Vertreter der Landseniorenvereinigung Fulda, der Landsenioren Hünfeld, des Bezirkslandfrauenvereins Fulda, der Jagdgenossen, der LBH-Steuerberatungsgesellschaft mbH und der Technikerschule die Ehre – last but not least war auch geistlicher Beistand vertreten.

Mitglieder sind das Rückgrat des Verbandes

„75 Jahre – das hört sich alt an, so fühlen wir uns aber gar nicht. Wir sind eigentlich eine junge Truppe“, deutete Stefan Schneider, Vorsitzender des KBV Fulda-Hünfeld, den in der Mitgliederreihen zu spürenden Generationswechsel an. Neben den Sponsoren – allen voran Ramona Bott und Matthias Bug (Ehrenvorsitzender des KBV Fulda-Hünfeld) – bedankte er sich unter dem Applaus der Gäste bei Vorstandsmitglied Christian Hartmann. Dessen Halle und Betrieb war 48 Stunden zuvor schon Gastgeber eines FENDT-Grünlandabends, der in Kooperation mit dem Technik-Center Rhön der Raiffeisen Waren GmbH organisiert worden war, knapp 1000 Besucher aus allen Himmelsrichtungen lockte und Schlepperbaureihen mit 100 bis knapp 500 PS Leistung in Aktion zeigte.

Stefan Schneider hob hervor, dass die KBV-Mitglieder das Rückgrat des Verbandes seien, ohne die der Verband nicht bestehen könne. Ein wichtiger Part des Verbandes sei die Geschäftsstelle in Petersberg. Die stehe – egal ob in Steuerangelegenheiten, Förderangelegenheiten, Terminen oder individuellen Anliegen – den Landwirtinnen und Landwirten der Region tagtäglich mit Rat und Tat zur Seite. Weil viele Verbandsmitglieder zu den Namen kein Gesicht haben, rief Schneider die Mitarbeitenden auf die Bühne und stellte sie unter dem verdienten Applaus des Publikums namentlich vor.



„Warm up“ für weitere anstehende Großereignisse

Die Jubiläumsfeier in Wiesen, so Schneider, sei ein willkommenes „Warm up“ für weitere anstehende Großereignisse, bei denen der Bauernstand in der Region Flagge zeigen werde. So sei man drei Tage lang mit Infoständen sowie einer Kreistierschau beim Jubiläum des Landkreises Fulda vertreten, der vom 24. bis 26. Juni auf Schloss Fasanerie sein 200-jähriges Bestehen feiert. Zudem sei man 2023 mit einer Demofläche von 10 Hektar bei der Landesgartenschau in Fulda vertreten, die über ein halbes Jahr lang an verschiedenen Eventtagen bespielt werde. „So etwas hat es bei einer Landesgartenschau noch noch gegeben“, verkündete Stefan Schneider.

Einer der „ganz, ganz starken Verbände in Hessen“



Der Kreisbauernverband Fulda-Hünfeld sei einer der „ganz, ganz starken Verbände“ in Hessen, erklärte Karsten Schmal in seinem kurzen Grußwort. „Meilensteine“ in der Geschichte des KBV Fulda-Hünfeld seien der Erhalt und Umbau des Schlachthofes in Fulda gewesen. „Wir reden immer wieder von regionalen Lebensmitteln, haben aber meistens keine Verarbeitungsstätten“, merkte Schmal an. Mit Blick auf den Hünfeld Standort der Hochwald Foods GmbH sei „die Welt in Fulda noch ein Stück weit in Ordnung.“ Das mache sich jedoch nicht von allein, damit es so bleibe, setzten sich viele Menschen aktiv für den Erhalt regionaler Wertschöpfungsketten ein. Unverständnis äußerte Schmal zur ab 2023 geltenden Pflicht zur Stilllegung von vier Prozent der landwirtschaftlichen Fläche. Die neue Regierung in Berlin bereite dem HBV Sorgen.

 

Markus Röder gespannt auf Herausforderungen der Zukunft

„Gerade wir in Hofbieber – mit unseren Ortsteilen auf 90 Quadratkilometer Fläche – wissen sehr genau, wie wichtig es ist, dass man in Einklang mit der Land- und Forstwirtschaft steht“, sagte der Bürgermeister von Hofbieber, Markus Röder. Land sei schließlich nicht vermeidbar, sodass man sich immer Gedanken darüber machen müsse, wie man es klug nutzen könne. Klimakrise auf der einen, Biodiversität auf der anderen Seite – er sei gespannt, welche Herausforderungen in in nächsten Jahren zu erledigen sein werden. Den Festort für das 75-jährige Jubiläum habe die Geschäftsstelle des KBV Fulda-Hünfeld sehr gut gewählt. Wer die Hartmanns kenne, der wissen, dass hier auch schon Kreisfeuerwehrfeste oder Kirmes gefeiert wurden.

Landrat Bernd Woide begrüßt königliche Hoheit zuerst

Landrat Bernd Woide (CDU) hieß, bevor er dem Kreisbauernverband gratulierte und im Umschlag eine Zuwendung aus der Kreiskasse überreichte, erst einmal Hessens amtierende Milchkönigin Anne Schmauch willkommen. „Denn wann haben wir auf dem Dorf schon mal eine königliche Hoheit?“, begründete er. Dann blickte der Spitzenpolitiker des Kreises einige Jahrhunderte zurück und wies darauf hin, dass der Bauernstand ein sehr alter sei. Wer auf dem Acker nichts gesät oder Tiere gehalten habe, der habe seinerzeit nur schwer überleben können. „Ich bin stolz darauf, Landrat eines Kreises zu sein, der einen so starken Bauern- und Bäuerinnenstand hat“, betonte er. Wenn man heute hier zusammensitze und wisse, welche Bedeutung die Landwirtschaft hier in der Region hatte, gegenwärtig hat und auch in der Zukunft haben wird, dann sei das Anlass, ein Stück weit mit stolzer Brust und geradem Kreuz zu sagen: „Jawohl, wir arbeiten in der Landwirtschaft, wir haben tolle landwirtschaftliche Betriebe und ohne diese ginge es unserer Region viel schlechter.“

 Woide brach für die fleißige Arbeit der Landwirtinnen und Landwirte eine Lanze. Schaue man sich überregionale Medien an, könnte man den Eindruck gewinnen, dass die Landwirte an allem Schuld seien. „Aber das ist Unsinn, das ist Quatsch“, so Woide. „Ihr produziert hochwertige regionale Lebensmittel, darauf können wir gemeinsam stolz sein“, sagte er in Richtung der anwesenden Landwirtinnen und Landwirte. Dem KBV Fulda-Hünfeld – als Sprachrohr der Landwirtschaft – bescheinigte er, die Interessen des Bauernstandes sehr gut und sehr effizient zu vertreten.

Milchkönigin von „megatollen familiengeführten Betrieben“ angetan

Es gebe neben dem Vogelsbergkreis kaum einen Landkreis, der noch so viele familiengeführte Betriebe habe, zeigte sich Milchkönigin Anne I. (Anne Schmauch) „von den megatollen Milchviehbetrieben“ im Landkreis Fulda beeindruckt. „Obwohl wir so viele Milchkühe haben, schafften wir es noch nie, eine Milchkönigin aus Fulda zu haben“, reagierte Stefan Schneider auf das Kompliment. Um dann – mit Augenzwinkern – hinzuzufügen, dass man es jetzt aber eben doch geschafft habe, weil die Milchkönigin vor einiger Zeit in den Landkreis Fulda gezogen sei. „Sie ist deshalb jetzt unsere erste Milchkönigin“, zeigte sich Schneider über die Wohnortwahl der hessischen Hoheit erfreut.


„Zeitenwende geht nicht ohne Landwirtschaft“



„Die Landwirtschaft braucht Dank und sie braucht am Ende faire Preise“, betonte Bundestagsabgeordneter Michael Brand (CDU), der trotz gemeinsamen Zeltens in der Rhön mit der Familie, der Pfarrei und den Pfadfindern nach Wiesen gekommen war, in seinem Grußwort. Mit Blick auf das Wort „Zeitenwende“, über das in diesen Tagen oft gesprochen werde, lautete seine unmissverständliche Botschaft: „Ich will sehr klar sagen – Zeitenwende geht nicht ohne die Landwirtschaft.“ Brand bedankte sich für das Engagement der Bauern in den Bereichen Klimawandel, Energiewende, Artenvielfalt und Versorgung mit Nahrung. „All das läuft nicht ohne die Landwirtschaft, sondern nur mit der Landwirtschaft. Die Landwirte sind nicht das Problem, sie sind Teil der Lösung“, ergänzte er.

Der Kreisbauernverband Fulda-Hünfeld ist eine Konstante



Brand wies – auch im Namen seines Wahlkreis-Kollegen Thomas Hering (CDU) – auf die verlässliche Arbeit des heimischen Kreisbauernverbandes hin, der „ein starker Verband mit viel Wandel“ sei. „Er ist eine Konstante in unserem Landkreis. Er ist eine Konstante im Land Hessen. Er ist eine Konstante in der Bundesrepublik Deutschland.“ Ohne den Bauernverband, so Brand, wäre es um die Belange der Bäuerinnen und Bauern anders bestellt, „deshalb ein herzliches Dankeschön für den Einsatz“. Auch die fast drei Jahrzehnte währende Geschäftsführertätigkeit des ehemaligen Geschäftsführers Dr. Hubert Beier zeuge von Konstanz.

Zeitreise durch ein Dreiviertel Jahrhundert Geschichte


Dem jahrzehntelangen Lenker des Kreisbauernverbandes war es vorbehalten, einen kleinen geschichtlichen Rückblick zu halten. „Ich bin seit zwei Jahren in Rente – die Arbeit beim Kreisbauernverband hat mich jung gehalten. Ich denke, ich bin noch ganz gut drauf“, schickte Dr. Hubert Beier seinem 20-minütigen Vortrag voraus. Dieser reichte von den Anfängen des Verbandes, der sich in den Jahren nach dem zweiten Weltkrieg schwerpunktmäßig mit der Ernährungssicherung im Nachkriegsdeutschland befasste, bis hin Auftauchen der ersten Wölfe in Hessen, dem Schließen der KBV-Geschäftsstelle Hünfeld bis hin zu den enormen Einschränkungen in der Corona-Zeit und der Einarbeitung des neuen Geschäftsführers Sebastian Schramm.


Blumen für drei ehemalige Leistungsträger 


Der Vorstand des Kreisbauernverbandes Fulda-Hünfeld nutzte die Gelegenheit und bat Christa Kemmerzell und Gabriele Reuter, die wie Beier bereits in kleinerem Rahmen verabschiedet worden waren, auf die Beine. Für sie – wie auch für ihren ehemaligen Chef Dr. Hubert Beier – gab es Blumen und anerkennende Geschenke.

Lachsalben beim „Fachvortrag“ mit Franz Habersack



Für Lachsalben sorgte die Kunstfigur Franz Habersack alias Michael Bleuel aus Hofbieber mit seinem „Fachvortrag“, der bekanntlich auf keinem Bauerntreffen fehlen darf. Der „Rhön-Chinesisch“ sprechende Bauer, der in der Nähe der Milseburg zu Hause ist und dort in fünfter Generation rund 120 Hektar Land mit 40 Ferkelsäu bewirtschaftet, leitete mit seinen Programm zum gemütlichen Teil des Abends über. das er alsbald über die phonetische Nähe des Rhöner Platt zur französischen Sprache aufklärte. Als er anfing zu rappen, gab’s auf den Sitzplätzen kein Halten mehr.

Party-Abend: Schwelgen in Erinnerungen 



Dem offiziellen Teil folgte noch ein entspannter Party-Abend, bei dem die Gäste viel Spaß hatten. Nachdem sich die Gäste mit Leckereien aus der Pfanne gestärkt hatten, schwelgten viele Besucher noch bis in den frühen Morgen hinein in gemeinsamen Erinnerungen an frühere Zeiten oder knüpften neue Kontakte. Den musikalischen Part übernahmen die Musikgruppe vom Geselligkeitsverein Künzell und DJX-Dreams.

Hinweis: Lesen Sie hierzu auch die Seite „REGIOFarm“, die am Samstag,11. Juni, in den Printausgaben unserer Wochenblätter erscheint.