Bad Salzschlirf | Mit neuer Therme könnte Bad Salzschlirf aufblühen – Lichterfest im August

Unentbehrliches Lebenselixier


Wasser gilt für den Menschen als unentbehrliches Lebenselixier – jüngsten Studien von Fremdenverkehrs- und Wirtschaftsexperten zufolge kommt dem Element Wasser aber auch im Tourismus eine Schlüsselrolle zu. Kurorte ohne attraktive Bade- und Wellnesstempel, so die Quintessenz, stehen beim Wettrennen um Gäste weit von der Pole Position entfernt.

Von Mirko Luis

Das Wesen von Tourismus-Studien – Zahlen der Vergangenheit zu analysieren, Ursachenforschung zu betreiben und aus Trendentwicklungen Szenarien für die Zukunft abzuleiten – ist für Parlamentarier oft hilfreich für die Meinungsbildung im Prozess kniffliger Richtungsentscheidungen. Letztere steht auch fünf Jahre nach Schließung der Aquasalis-Therme im Jahr 2017 weiter auf der Agenda der politischen Gremien. Der Traum, mit einer für Kurgäste und Touristen attraktiven Therme auf die Erfolgsspur zu kommen, ist alles andere als begraben. Immerhin warf das deutsche Familienunternehmen Toskanaworld, das bundesweit Hotels, Kurkliniken und Thermalbäder projektiert und betreibt, den Hut in den Ring. Allein die Erwägung, für 24 Millionen Euro eine neue Therme in Bad Salzschlirf zu bauen, zeugt vom Vertrauen, dass an einem so etablierten Standort einiges geht.

As im Ärmel in puncto Thermen-Neueröffnung

Aus Sicht von Bürgermeister Matthias Kübel (CDU) helfen Studien, Gespräche mit Leistungsträgern vor Ort und realistische O-Töne von örtlichen Akteuren bei der Argumentation gegenüber Fördermittelgebern. Schließlich müsse diesen die Bedeutung eines Thermenneubaus – insbesondere der volkswirtschaftliche Nutzen – nachgewiesen werden. Diesbezüglich hat die Gemeinde Bad Salzschlirf ein neues As im Ärmel. So zeichnen die Ergebnisse der in der jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses sowie in der Gemeindevertretersitzung vorgestellte „Impact-Studie“ der Project Consult GmbH (PCG) mit Sitz in Essen (Nordrhein-Westfalen) ein optimistisches Zukunfts-Szenario. Würde in Bad Salzschlirf tatsächlich wieder eine Therme öffnen und Besucher anziehen würde, ließe das den gesamten Ort aufblühen, lautet das Kernergebnis der Studie.

 

Die Geschäftsführerin der Touristik und Service GmbH (TuS), Wenke Selke, und TuS-Mitarbeiterin Katharina Herrlich-Brehl und Bürgermeister Matthias Kübel bestätigten jetzt noch einmal gemeinsam, worüber wenige Tage zuvor die Fuldaer Zeitung an prominenter Stelle in ihrer Wochenendausgabe berichtet hatte. Summa summarum rund 4,7 Millionen Euro würden demnach Gäste pro Jahr im Kurort ausgeben und eine Vielzahl neuer Jobs schaffen. Allein die Einkommenseffekte durch die Beschäftigten, die in der Therme arbeiten würden, lägen laut TuS bei 1,45 Millionen Euro pro Jahr und entsprächen circa 17 Vollzeitäquivalenten. Dabei handelt es sich um eine Zahl, die angibt, wie viele Vollzeitstellen sich rechnerisch bei einer gemischten Personalbelegung mit Teilzeitbeschäftigten ergeben. Die Studie geht von der Annahme aus, dass jeder Gast der Therme vor oder nach jedem Besuch im Schnitt 25 Euro ausgibt – weil zum Beispiel die örtliche Gastro-Szene in Anspruch genommen wird.

Stärkung des gesundheitsorientierten Tourismus

Unterm Strich sei eine neue Therme geeignet, den gesundheitsorientierten Tourismus im Ort zu stärken, verdeutlichten fasste der Rathauschef die Ergebnisse zusammen. Da die Experten-Empfehlung lautet, die Therme mitten im Ort anzusiedeln, sollte die Investition in jedem Fall von der Umsetzung eines an die Situation angepassten Verkehrskonzeptes begleitet werden.

Neue Zahlen vom dwif

Eingangs der jüngsten Gemeindevertretersitzung hatte die Studie „Wirtschaftsfaktor Kur und Tourismus in Bad Salzschlirf“, die aus der Feder des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Institut für Fremdenverkehr an der Universität München (dwif) stammt, im Mittelpunkt gestanden. In ihr zementierte sich eine Abwärtsspirale, die insbesondere nach Schließung der Therme am Arbeitsmarkt spürbar war. Bezogen 2012 – hier gab es schon einmal eine große dwif-Studie – im Gemeindegebiet 850 Personen ihr Primäreinkommen über den Tourismus, sank diese Zahl auf aktuell 630 Personen. Bürgermeister Kübel zufolge gibt der Hessische Heilbäderverband derartige Studien regelmäßig in Auftrag. Mitgliedskommunen hätten die Möglichkeit, Zahlen auf örtliche Verhältnisse herunterbrechen zu lassen. „Die Einbrüche im Tourismus sind schon deutlich, die Corona-Krise hat dieses Bild noch verschärft“, konstatierte der Bürgermeister zu den aus der Mutterstudie abgeleiteten Zahlen.

Versprechen der neuen Kurdirektorin trägt Früchte



Allerdings zeigt sich jetzt, dass das Versprechen von Kurdirektorin Wenke Selke, neuen Schwung in den Tourismus zu bringen, Früchte trägt. Nicht nur die Kurmusiken bieten mittlerweile eine viel größere Bandbreite und üben entsprechende Zugkraft aus, auch der neu etablierte „Kesselmarkt“ ist zu einem echten Begegnungsort und Zugpferd geworden. Die Corona-Lockerungen machen sich deutlich in den Tourismus-Statistiken bemerkbar. 32.105 Übernachtungen von Januar bis März bedeuteten gegenüber dem Vorjahresvergleichsraum eine Steigerung um 66,2 Prozent – wobei diese Zahl noch nicht wirklich aussagekräftig ist, da bekanntlich im Januar 2021 der zweite harten Corona-Lockdown in Kraft getreten war.

Neue Lebendigkeit des Kurortes spürbar



Sichtbar wird die Lebendigkeit des Kurortes gegenwärtig an einem wahren Feuerwerk an Veranstaltungen in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten – beginnend mit der Eröffnung des „Kultursommers Main-Kinzig-Fulda“ mit einer multi-instrumentalen Collage des Stefan Malzew Trios im Kulturkessel am 5. Juni (19 Uhr Kulturkessel, Eintritt frei) über einen „Dr. Martiny – Sommernachtsball“ im Kurpark am 17. Juli bis hin zu einem großen Kinderkulturwochenende vom 5. bis 7. August. Als Jahreshighlight steht Ende August außerdem wieder das traditionelle Lichterfest (26. bis 28. August) auf dem Kalender, nachdem dieses in den Jahren zuvor zweimal coronabedingt abgesagt werden musste. Wie vor der Pandemie wird das Fest als Hauptattraktion am Samstagabend des Veranstaltungswochenendes wieder mit den beliebten Licht- und Wasserspielen der Freiwilligen Feuerwehr aufwarten und Unterhaltung par excellence bieten.

Fulminantes Lichterfest nach Corona-Zwangspause



Die TuS-Vertreterinnen stellten jetzt den Gemeindevertretern weitere Programmdetails des Lichterfestes 2022 vor. Einem Gottesdienst am Eröffnungsabend (18 Uhr) werden hiernach zunächst die offizielle Fest-Eröffnung und der Fassbieranstich sowie im Anschluss daran die Krönung der neuen Quellenkönigin folgen. Den musikalischen Part übernimmt „La Musica“.

Am zweiten Tag wird ein Höhepunkt den anderen auf dem Festareal jagen. Von 13 bis 18 Uhr steigt ein großes Kinderfest vor der Kurpark-Residenz. Parallel hierzu wird’s unter anderem Straßentheater mit dem „Duo Einfach Riesig“ (14 bis 18 Uhr), einen historischen Spaziergang mit Dr. Martiny (Startschuss um 15 Uhr), Blasmusik in der Musikmuschel und Live-Musik mit Sina Jestädt (15 bis 18 Uhr) geben. Von 19.30 bis gegen Mitternacht wird außerdem der Musikverein Döngesmühle seinen großen Auftritt haben. Für zünftige Party-Stimmung will an anderer Stelle außerdem die Coverband KultKlub sorgen.

Verkaufsoffener Sonntag von 13 bis 18 Uhr

Für Sonntag geplant sind unter anderem ein Verkaufsoffener Sonntag (13 bis 18 Uhr), der traditionelle Flohmarkt (11 bis 17 Uhr), ein Bücherflohmarkt im Kulturkessel (11 bis 16 Uhr), ein Kinderfest mit dem Verein Spielwiese vor der Kurpark-Residenz, Salzsieden im Kurbach, ein Konzert mit den Bimbacher Musikanten (14 bis 17.30 Uhr), Unterhaltungsmusik mit Sabine Hohmann (18 bis 21 Uhr) sowie Live-Musik mit der Partyband Hobbitz aus Hofbieber.

Eintrittspreise bleiben trotz Erhöhung weiter moderat

Um die in vielen Bereichen gestiegenen Kosten stemmen zu können, entschied sich die TuS als Veranstalter schweren Herzens dafür, am Samstag in der Zeit von 13 bis 22 Uhr 10 Euro Eintritt je Besucher (ab 16. Lebensjahr) zu verlangen. „Hierfür wird dem Gast aber auch jede Menge geboten“, verdeutlichte der Vorsitzende der Gemeindevertretung, Friedrich Meister (CDU). Ihm zufolge gebe es in der Region Veranstaltungen mit weitaus weniger Programm, aber umso höheren Preisen. „Unser Fest hilft ja zudem auch, die Menschen und Verein im Ort zu motivieren und das Gemeinschaftsgefühl zu stärken“, unterstreicht  Meister. Für Anwohner und ehrenamtliche Helfer, die im Festbereich arbeiten, ist der Eintritt frei. Zudem gibt es für Menschen mit Behinderungen Vergünstigungen und Rabatte. Aufgrund der Erhöhung des Eintrittspreises um 5 Euro gegenüber dem Lichterfest 2019. Dem Vernehmen nach plant die TuS mit etwa 3000 zahlenden Besuchern – wie alle Freiluft-Veranstaltungen hängt die tatsächliche Zahl vom Wetter ab. Unabhängig davon dürfte es trotz der moderaten Eintrittspreise schwer fallen, am Ende eine schwarze Null zu schreiben.