Schlitz | Förderbescheid für Freibad Schlitz in Höhe von einer knappen halben Million Euro übergeben

Michael Brand: „Das hier ist ein absolutes Schmuckstück“

Der erste Schritt einer „Mammutaufgabe“, wie Bürgermeister Heiko Siemon (CDU) die etappenweise Sanierung des Freibades am Damenweg charakterisiert, ist vollzogen: Wenige Tage vor dessen am 3. Juni geplanter Eröffnung für die neue Saison übergab Staatssekretär Stefan Sauer an den Rathauschef einen Förderbescheid in Höhe von 496 000 Euro.

Von Mirko Luis

Das Geld stammt aus dem Hessischen Landesprogramm „Schwimmbad-Investitions- und Modernisierungsprogramm“ (SWIM) und versetzte die Burgenstadt in die Lage, das Sport- und Schwimmerbecken (50-m-Bahn) grundhaft zu sanieren und zu modernisieren. Die Stadt hatte hierbei die Nachhaltigkeit im Blick und entschied sich hierbei nach Angaben von Dipl.-Ing. Frank Jahn, Technischer Betriebsleiter der Stadtwerke Schlitz, für die teuerste Variante, nämlich die vollflächige Auskleidung mit Edelstahl. Jahn zufolge wurden hierbei 230 Quadratmeter Wandflächen sowie 860 Quadratmeter Bodenflächen ausgekleidet. Die verlegten Platten wurden mit 22.000 Schweißpunkten fixiert und dann verschweißt (insgesamt 1.100 Meter Schweißnähte). „Das war ein großer Aufwand, und wir hatten viel Glück mit dem Wetter, da das Ganze nur bei Trockenheit funktioniert“, so der Ingenieur. In den nächstfolgenden Bauabschnitten (2a und b) sind die Erneuerung des Sprungbeckens mit Sprungturm und die komplette Erneuerung des Nichtschwimmerbeckens mit barrierefreiem Ausgang und der Ausstattung mit Massegedüsen und weiteren Annehmlichkeiten geplant. Im letzten Bauabschnitt soll dann das Funktionsgebäude fit für die Zukunft gemacht werden. Zuletzt war das in den Jahren 1936/37 zunächst als Flussbadeanstalt an dem vorbeilaufenden Fluss Schlitz entstandene Bad im Jahr 1975/76 grundhaft saniert worden.

Millionenschwere Sanierung

„Das Ergebnis schon zur Übergabe des Förderbescheides zu sehen, das hat man nicht oft bei Übergaben“, bemerkte Bundestagsabgeordneter Michael Brand (CDU) unter zustimmendem Nicken des aus Wiesbaden angereisten Staatssekretärs. „Das hier ist ein absolutes Schmuckstück, was hier neu entsteht“, sagte Brand mit Blick. Ohne Gemeinschaftsleistung von Stadt, Land und Bund, würdigte er, wäre die millionenschwere Sanierung des Freibades nicht möglich. „Man muss wissen: Schlitz ist keine Stadt, die im Geld schwimmt. Und insofern ist das hier ein Großprojekt.“


Gutes Investment in die Gesundheit der Bürgerschaft



Bürgermeister Heiko Siemon (CDU) unterfütterte die Aussagen des Bundestagsabgeordneten beim Vor-Ort-Pressetermin mit Zahlen. „Die finanzielle Herausforderung ist enorm. Wir investieren in den ersten Bauabschnitt rund 1,5 Millionen Euro, im zweiten Bauabschnitt folgen weitere 3,8 Millionen Euro“, informierte er. Das Geld, so Siemon, sei ein gutes Investment in die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger. Es sei einerseits wichtig, dass Kinder weiterhin die Möglichkeit zum Schwimmenlernen hätten. Zum anderen spiele das Freibad in puncto Naherholung für Einheimische und Auswärtige eine wichtige Rolle.

 

Der angrenzende Campingplatz werde stark frequentiert, weil er eine Einheit mit dem Freibad bilde. Siemon erinnerte an das lange Ringen um Fördermittel. Nach einer Machbarbeitsstudie im Jahr 2015 habe man in den Jahren 2018, 2019 und 2020 immer wieder Förderanträge beim Land gestellt. Erst 2021, als man eine Teilsanierung des Schwimmerbeckens angemeldet und die Themen Sport, energetische Sanierung und Barrierefreiheit beim Antrag in den Vordergrund gerückt hätte, habe es dann endlich geklappt. Siemon kündigte an, nach Fertigstellung des zweiten Bauabschnitts ein im Rahmen einer Förderzusage des Bundes abgegebenes Versprechen einlösen zu wollen. Da Bundestagsabgeordneter Michael Brand und Erster Stadtrat Willy Kreuzer (CDU) bekennende Anhänger des 1. FC Köln seien, wolle man einen Tag lang die Kölner Clubfahne hissen.


„Wollen, dass jedes Kind in Hessen schwimmen lernt“

Landtagsabgeordnete Eva Goldbach (Bündnis 90/Die Grünen) ging mit ihren Aussagen mit Heiko Siemon d’accord. „Wir müssen als Land dafür sorgen, dass genügend Schwimmstätten da sind, damit die Kinder schwimmen lernen. Wir wollen, dass jedes Kind in Hessen schwimmen lernt“, nannte sie als ehrgeiziges Ziel. Die Schulträger seien darauf angewiesen, dass Städte und Gemeinde die Anlagen erhalten. Als „schönen Effekt“ stellt Goldbach heraus, dass durch die Sanierung des Freibades deutlich weniger Energie verbraucht wird und die Betriebskosten somit niedriger werden. Zudem werde das Klima geschont. Sie selbst kenne das Freibad in Schlitz seit ihrer Kindheit und komme gern hierher, zumal das Freibad in Lauterbach keine 50-m-Bahn habe. Für den ländlichen Tourismus sei das Freibad Schlitz „ungeheuer wichtig“.

Fördertopf bald leer



Für Staatssekretär Stefan Sauer vom Hessischen Ministerium des Inneren und für den Sport zeigt die aktuelle SWIM-Zwischenbilanz, wie bitter nötig Kommunen Unterstützung beim Erhalt ihrer Freibäder nötig haben. Sauer zufolge waren für Maßnahmen in Hessen bis zum 31. Dezember 2021 bereits 141 Bewilligungen mit einer Gesamtförderhöhe von 33,2 Millionen Euro ausgesprochen worden. Der Topf des bis 2023 laufenden Programms sehe Förderungen in Gesamthöhe von 50 Millionen Euro vor. Den Wunsch von Sauer, das Schild „Sportland Hessen“ gut sichtbar anzubringen, wird die Burgenstadt erfüllen. „Dafür finden wir in jedem Fall ein schönes Plätzchen im Eingangsbereich“, versprach Bürgermeister Siemon. Die Herangehensweise der Stadt Schlitz, das Freibad jeweils außerhalb der Saison in Etappen zu sanieren, ist aus Sicht von Sauer sehr klug. Mit Blick auf die „ungemeine Verbesserung der Wassertechnik“ und der steigenden Leistungsfähigkeit des Bades bei gleichzeitigen Energieeinsparungen seien die zum Einsatz kommenden Fördergelder gut investiertes Geld, hob Sauer hervor. Er dankte den politische Akteuren und den anwesenden Vertretern der Stadtwerke Schlitz für ihr Engagement vor Ort und wünschte eine gesunde Badesaison.

Wasserverluste und enorme Frostschäden

Laut Dipl.-Ing. Frank Jahn steht die Sanierung des Freibades auf vier Säulen – neben der baulichen Sanierung sind das die energetische Sanierung des Bades, die Attraktivitätserhöhung (vor allem im Kinderbereich) und die Barrierefreiheit vom Parkplatz bis zur Liegewiese. Wie dringend nötig die Sanierung sei, werde allein schon an dem in der Vergangenheit erlittenen Wasserverlust deutlich. So hätte sich der Wasserverlust in den vier Becken pro Tag auf 20 Kubikmeter summiert. Durch Frostschäden seien jedes Jahr fünfstellige Beträge für Fliesenreparaturen angefallen. Zudem habe die bisherige Einkreisanlage den Nachteil, dass die Becken nicht getrennt voneinander gesteuert werden könnten (zum Beispiel Chlorgehalt, Temperaturbedarf etc.). Dies werde sich beim anstehenden zweiten Bauabschnitt ändern, da hier ein neues Technikgebäude errichtet werde, mit dem dann alle vier Becken separat angesteuert werden könnten. „Das bringt den Vorteil, dass beim plötzlichen Ausfall eines Beckens der Betrieb in den anderen drei Becken weiter aufrechterhalten werden kann“, erläuterte Jahn.


Beheiztes Bad und künftige Eigenstromquote von 40 Prozent

„Wir sind ein beheiztes Freibad und haben uns in diesem Jahr auf die Fahnen geschrieben, das Bad mit 24 Grad Celsius anbieten zu wollen“, versprach Frank Jahn. Eine Nachricht, über die sich alle kleinen und großen Freibad-Fans im Schlitzerland mit Sicherheit freuen dürften.In Zukunft wolle man das dann staffeln und das Nichtschwimmerbecken auf 26 Grad Celsius und das Kinderplanschbecken auf 32 Grad Celsius beheizen. „Das wird aber erst möglich sein, wenn wir die neue Technik haben“, so Jahn. Künftig, mit der neuen Technik, befände sich sogenannte Niederdruckfiltertechnik im Einsatz, mit Hilfe derer bis zu 30 Prozent Stromenergie und bis zu 25 Prozent Wasserverbrauch eingespart werden könnten. „Derzeit haben wir noch eine Gas-Brennwerttherme, wir wollen aber zurück zu unseren Wurzeln und eine zurückgebaute Wärmepumpe durch eine neue ersetzen“, kündigte Jahn an. Im Zuge der Errichtung des neuen Betriebsgebäudes solle zudem noch eine Photovoltaikanlage installiert werden. Nach heutigen Berechnungen werde hierdurch künftig eine Eigenstromquote in Höhe von 40 Prozent erzielt werden können.

Lob für zuständige Ministerien 

Frank Jahn bedankte sich ausdrücklich für die gute Zusammenarbeit mit den zuständigen Ministerien. Da es sich um verschiedene Fördertöpfe handele, sei die Koordination unter den Projektförderern sehr aufwendig gewesen. Jahn begrüßte es, dass das Land Hessen gewillt ist, die Steuertechnik, die anteilsmäßig für das neue Schwimmerbecken genutzt wird, aber erst im zweiten Bauabschnitt installiert wird, über die entsprechenden Fördersätze des Landes mit zu fördern. Zudem habe der vorzeitige Maßnahmenbeginn dazu beigetragen, das Bad heute schon mit einem sanierten Schwimmerbecken präsentieren zu können.