Region | Aus der Ukraine geflüchtete Frauen verarbeiten ihren Schmerz mit tanzender Hingabe

R+S-Chef Ralph Burkhardt: „Das geht uns sehr, sehr nahe“

Weinende Mütter, die um ihre Söhne trauern, getötete Kinder, ermordete Zivilisten: Die Bilder von den Gräueltaten in Putins Angriffskrieg in der Ukraine sind unerträglich. Der Irrglaube, die TV-Bilder seien weit weg von uns, wurde am Dienstag im Stadion Johannisau im Verlauf einer Ukraine-Unterstützer-Aktion ad absurdum geführt.

Von Mirko Luis

Vor der Übergabe von beachtlichen Spendenschecks heimischer Akteure aus dem Geschäfts- und Vereinsleben versuchten vor dem Krieg geflüchtete ukrainische Frauen und Mädchen ihre Trauer in Form eines Tanzes auszudrücken – mit unverfälschter Körpersprache von Augen, Mund und Händen und dem synchronischen Schwingen von Tüchern.

Iryna Stebelska, sie seit acht Jahren in Deutschland lebt und das Projekt Ukraine-Hilfe am Aschenberg leitet, agierte als Übersetzerin. Sie verwies vor dem Auftritt der Tanzgruppe „Kalyna“ auf den nicht in Worte zu fassenden Schmerz von Müttern, die für den Rest ihres Lebens mit den letzten Worten ihrer gefallenen Söhne leben müssen.

Ein mit beeindruckender Ausdrucksstärke von der ukrainischen Sängerin Sofia Staschenko vorgetragenes Lied über das Schicksal der Menschen in der Ukraine sorgte bei den Anwesenden für besondere Betroffenheit. Ergriffen von der künstlerischen Darbietung war unter anderem Ralph Burkhardt, Vorstandsvorsitzender der R+S Group AG. Man sehe darin exemplarisch, wie mutig die Menschen in der Ukraine seien und welche Kultur sie pflegen. Man betrachte es als Pflicht, diese Menschen zu unterstützen.

 

Nach Marktkorb-Informationen hatten die R+S Group, die SG Barockstadt Fulda-Lehnerz, Brauns Gym und Nahkauf Schaurich eine Spendeninitiative zugunsten regionaler Institutionen auf den Weg gebracht. Mit Erfolg, denn dem dem AWO Kreisverband Fulda sowie dem Verein der Köche 1921 Fulda konnte jeweils ein Scheck in Höhe von 4.804 Euro überreicht werden. Die SG Barockstadt hatte sich selbst spendabel gezeigt und die Catering-Einnahmen von zwei Hessenliga-Heimspielen zur Verfügung gestellt, informierte Martin Geisendörfer, der mit Peter Enders die Doppelspitze des Vorstandes der SG Barockstadt Fulda-Lehnerz bildet. Sowohl der AWO Kreisverband Fulda als auch der Verein der Köche 1921 Fulda beteiligen sich seit Beginn der tragischen Ereignisse in der Ukraine durch unterschiedliche und zielgerichtete Maßnahmen. Sie stellen das Geld komplett geflüchteten Ukrainern, für die auf nicht absehbare Zeit Fulda zum Lebensmittelpunkt geworden ist, zur Verfügung. Eine weitere gute Nachricht in diesem Zusammenhang: Durch eine Spende vom Hotel Platzhirsch in Höhe von 1.500 Euro, die Hoteldirektor Dirk Schütrumpf persönlich übergab, konnte die bereits genannte Spendensumme in Höhe von 9.609 Euro auf 11.109 Euro aufgerundet werden. Neben Schütrumpf und Geisendörfer ließen sich unter anderem Sergej Braun von Brauns Gym sowie Patrick Franz von Nahkauf Schaurich und Thomas Katzer von Katzers Backhaus ihre persönliche Teilnahme an dem durch und durch emotionalen Termin nicht nehmen.

„Es muss noch viel, viel mehr passieren“

R+S-Vorstandschef Ralph Burkhardt betonte, dass die Scheckübergabe im Stadion Johannisau erst der Anfang sei. „Es muss noch viel, viel mehr passieren“, betonte er mit Blick auf die weitere Unterstützung der ukrainischen Flüchtlinge. Zuvor hatte er, an die anwesenden Ukrainerinnen, tiefes Mitgefühl gezeigt. „Es ist eine Schande, was Ihrem Land passiert“, sprach er deutliche Worte. Dass durch solche Kriegsverbrechen heute Menschen aus ihrem Land vertrieben und Familien getrennt würden, „das geht uns sehr, sehr nahe“, versicherte der R+S-Konzernlenker. Das Signal, das von der deutsch-ukrainischen Begegnung im Stadion Johannisau ausgehe, sei sehr wichtig. „Es zeigt, dass man in so einer schweren Zeit nicht alleine ist.“ AWO-Kreisvorsitzender Bernhard Lindner sagte, dass die an diesem Tag entgegengenommene Spende sowohl eine wertvolle Hilfe als auch ein Ansporn zum Weitermachen sei.

„Tränen und tiefe Dankbarkeit“

Nach den vielen warmen Worten liefen einigen ukrainischen Frauen die Tränen über die Wangen – aber auch alle anderen Teilnehmenden in der Runde zeigten sich berührt. Die Ukrainerinnen zeigten sich äußerst dankbar für die weit geöffneten Herzen in der Bevölkerung – dafür, dass viele deutsche Familien sie in dieser schlechten Zeit aufgenommen hätten und hierfür auch kein Geld wollten. Ein besonderer Dank gelte der AWO, die mit Kleidung, Nahrungsmitteln, dem Angebot von Deutschkursen, Büchern und vielen anderen Dingen mehr helfe. Sehnlichster Wunsch der Frauen sei es, mit dem aus der Spendenaktion zur Verfügung gestellten Geld Leben in der Heimat zu retten – etwa bei den Soldaten und deren Familien in Mariupol. Auch hierzu zeigten Ralph Burkhardt und alle anderen anwesenden Initiatoren und Mitwirkenden der Spendeninitiative absolutes Verständnis. Was die Frauen mit dem Geld machten, liege allein in deren Entscheidung, gab Dolmetscherin Iryna Stebelska als klare Botschaft an die Frauen weiter.