Rasdorf | Der Goldbach in Rasdorf darf wieder ans Tageslicht

Start für ein 8-Millionen-Projekt

In der Point-Alpha-Gemeinde Rasdorf wurde am vergangenen Freitag mit der Sonne um die Wette gestrahlt: Die Bauarbeiten zur Renaturierung des Goldbaches starteten symbolisch mit dem ersten Spatenstich im Beisein von Politik und beteiligen Baufirmen.

Von einem „historischen Ereignis für die Point-Alpha-Gemeinde“ sprach Rasdorfs Bürgermeister Jürgen Hahn (CDU), als er all diejenigen begrüßte, die wenig später ihre blitzeblank geputzten Spaten in den extra dazu aufgeschütteten Erdhaufen stoßen sollten. Und dieses historische Ereignis ist einer der Meilensteine auf dem Weg zur Renaturierung des Goldbaches, der eigentlich Grüsselbach heißt. Bereits seit dem Jahr 2010 sei die Gemeinde mit Überlegungen und Planungen beschäftigt, wie die in die Jahre gekommene Verrohrung des Bachlaufs erneuert werden könne. Doch nicht nur das: Auch Hochwasserschutz, eine Verbesserung der Wasserqualität und eine höhere Attraktivität für das Ortsbild wurden thematisiert und die Idee wurde geboren, den in den 1960er Jahren begradigten und in Beton-Kanälen versteckten Bach wieder ans Tageslicht zu holen. Der Goldbach fließt, aus Richtung Heileweg kommend, durch den Kernort. Auf einer Strecke von 1,3 Kilometern soll nun ein naturnaher, mit Inseln, Querbänken und Störsteinen gestalteter „wilder“ Bachlauf entstehen.

Rasdorf ist mit der Renaturierung des Goldbaches der erste Teilnehmer im Programm „100 Wilde Bäche“, eine Premiere also für einen Teil des Landesprogramms Gewässerentwicklung und Hochwasserschutz. 147 Kommunen mit insgesamt 100 Bächen sind daran beteiligt. Staatsekretär Oliver Conz betonte in seinem Grußwort, dass Bäche wieder erlebbar gemacht werden sollen, Ziel sei es dabei vor allem, dem Wasser wieder mehr Raum zu geben und es sichtbar zu machen, sodass die Menschen die Gewässer wieder mehr nutzen können. „Wir haben dem Wasser einiges angetan in der Vergangenheit, indem wir in den natürlichen Lauf eingegriffen haben, um es schnell aus der Landschaft zu bringen. Umso mehr freut es mich, dass jetzt der Weg wieder zurück geht“, erklärte Conz. Außerdem brächten solche Projekte auch ökologische Gewinne, weil sie Lebensräume neu belebten und der Artenvielfalt dienten.

Thomas Probst vom zuständigen Ingenieurbüro betonte, dass das Projekt ein zeitgemäßer Schritt sei, und es zeige, dass die Gewässer nun akzeptiert werden. „Im Mittelalter sind die Menschen immer näher an das Wasser gesiedelt, es wurde durch Schutzmauern eingeengt oder unterirdisch weitergeführt, um darauf bauen zu können. Jetzt wird das Wasser wieder zurückgeholt, und vor dem Hintergrund der Hochwasserproblematik bekommt es wieder mehr Raum.“

Als größte und umfangreichste Baumaßnahme, die Rasdorf je hatte, bezeichnete der Vorsitzende der Gemeindevertretung, Klaus-Peter Sauerbier das Renaturierungs-Projekt. Dabei habe die Gemeinde während der jahrelangen Überlegungs- und Planungsphase immer transparent agiert und die Bürger mit Ortsbegehungen und Versammlungen beteiligt.

Rund acht Millionen Euro kostet das Projekt, 80 Prozent davon werden durch Fördertöpfe des Landes Hessen finanziert. Die restlichen zwei Millionen Euro trägt die Point-Alpha-Gemeinde. „Für uns ist das eine Riesensumme, die sich aber für Rasdorf, die Natur und die Menschen, die hier leben auf jeden Fall lohnt“, betonte Bürgermeister Jürgen Hahn. Im Jahr 2025 soll das Projekt abgeschlossen sein.