Hosenfeld | Rekordhaushalt – aber auch Rekordschulden in Hosenfeld

Sanierung des Schwimmbades größter Posten


Die Gemeinde Hosenfeld reiht sich ein in die Reihe der Gemeinden, die der Corona-Pandemie trotzen. Hierfür sorgen unter anderen sprudelnde Gewerbesteuereinnahmen. So rechnet die Gemeinde für 2022 mit Gewerbesteuereinnahmen in Höhe von 1,3 Millionen Euro – satte 550.000 Euro mehr als im Ansatz 2021. „Das sind reelle Zahlen“, verkündete Bürgermeister Peter Malolepszy (CDU) bei der Einbringung des Haushaltsplanentwurfs für das laufende Haushaltsjahr 2022.

Von Mirko Luis

„Trotz Corona-Pandemie haben wir eine stärkere Steigerung bei den Einnahmen als bei den Ausgaben. Wir können das Jahr entspannt angehen, weil wir in beiden Haushalten – dem Ergebnis- als auch dem Finanzhaushalt – ein Plus erwirtschaften werden. Es wird das siebte Jahr in Folge kein strukturelles Defizit geben“, sagte der Rathauschef im Rahmen seiner Präsentation der wichtigsten Eckdaten. 

Die weiteren Steuereinnahmen – von der Grundsteuer A und B über die Anteile an der Einkommens- und Umsatzsteuer bis hin zur Hundesteuer – inkludiert, werde sich gegenüber 2021 voraussichtlich sogar ein Steuerplus in Höhe von 729.000 Euro (Steigerung von 3,6 auf 4,3 Millionen Euro) ergeben, kündigte Malolepsy an. Der Ergebnishaushalt hat nach Angaben des CDU-Rathauschefs ein Rekordniveau erreicht. Er sieht Erträge in Höhe von 9,8 Millionen Euro und Aufwendungen in Höhe von knapp 9,6 Millionen vor – unterm Strich ein Plus von 207.000 Euro.

Wie andere ländliche Regionen auch zwingt die demographische Entwicklung die Gemeinde zum Handeln. Gegenüber 2020 verlor die Gemeinde 28 Einwohner. 4.570 Menschen lebten laut den vom Bürgermeister genannten Zahlen zum 31.Dezember 2021 noch im Kernort Hosenfeld und den Ortsteilen Blankenau, Brandlos, Hainzell, Jossa, Pfaffenrod, Poppenrod und Schletzenhausen/Gersrod. Dabei wird die Alterspyramide unten immer schmaler und oben immer breiter. Erstmals überschritt die Zahl der Senioren über 65 Jahre die Marke von 1.000 Einwohnern (1.024), dafür bedrohen zurückgehende Kinderzahlen mittlerweile den Fortbestand der Grundschule in Hainzell.

Schwarzatal-Schule von Schließung bedroht

Laut eines aktuellen Berichts in der Fuldaer Zeitung, die hierzu Schulleiterin Sophie Günther zitierte, werde es auch im kommenden Jahr keine eigenständige erste Klasse in der Schwarzatal-Schule geben. Im Informationsteil der jüngsten Gemeinderatssitzung sprach Rathauschef Peter Malolepszy die unbequeme Wahrheit offen aus: Keine Ersteinschulungen in Hainzell mehr würden quasi das Auslaufen der Grundschule bedeuten. Der Landkreis – als Träger der Schule – müsse zu einer Entscheidung gelangen, „wir als Gemeinde haben da kein Mitspracherecht“. Nichtsdestotrotz hat sich laut Fuldaer Zeitung eine Initiative gegründet, die sich für den Erhalt der Grundschule einsetzt – unter anderem durch Reaktivierung der Nachmittagsbetreuung über einen Förderverein.

Sanierung des Schwimmbades


So oder so gilt: Um für die Bevölkerung und potenzielle Zuzügler attraktiv zu bleiben, setzt die Gemeinde ihren offensiven Kurs an Investitionen bewusst fort. Der Schuldenstand erreicht durch eine Zunahme der Verbindlichkeiten um rund 2,7 Millionen Euro einen neuen Höchststand von voraussichtlich 9,2 Millionen Euro Ende 2022. Dazu trägt unter anderem eine geplante Kreditaufnahme in Höhe von 1,9 Millionen Euro bei. Größter Posten ist die Sanierung des Hosenfelder Schwimmbades, die im laufenden Haushaltsjahr mit 1,4 Millionen Euro zubuche schlägt, gefolgt von Probebohrungen für den Tiefbrunnen Pfaffenrod und sich daraus ergebenden weiteren Maßnahmen (1. und 2. Bauabschnitt zusammen rund 1,1 Millionen Euro). Ferner geplant ist die Anschaffung von modernen Feuerwehrfahrzeugen (StLF 20 + LF 10 KatS), der Radwege-Ausbau in Hainzell, Poppenrod und Jossa (626.000 Euro), die Sanierung der Außenfassade des Bürgerhauses in Hainzell (220.000 Euro), ein neuer Staukanal in der Hainzeller und der Anschluss an den Sportplatz Hosenfeld (170.000 Euro) sowie die Hermetzacker-Erschließung (Wasser, Kanal) in Hosenfeld.

Richtlinie für Vergabe von Baugrundstücken



Der vom Bürgermeister vorgestellte Haushaltsentwurf 2022 inclusive des Finanzplans und des Investitionsprogramms geht nun zur weiteren Beratung in die Fraktionen und Ausschüsse. Ebenso in die Ausschüsse, Ortsbeiräte und Fraktionen zur weiteren Beratung verwiesen wurde der Entwurf einer Richtlinie für die Vergabe von Wohnbaugrundstücken im Gemeindegebiet. „Der Kriterienkatalog muss zum einen rechtssicher sein und auf der anderen Seite gewährleisten, dass Einheimische berücksichtigt werden“, verdeutlichte der Vorsitzende des Bauausschusses, Siegfried Weber (CDU). Nach aktuellem Stand der Dinge enthält die geplante Richtlinie ein Punktesystem, bei dem einheimische Bauwillige, Familien und in der Gemeinde ehrenamtlich Tätige besonders berücksichtigt werden.


Hickhack um FWG-Eilantrag


Für vorübergehende Irritationen, die sogar zu einer Sitzungsunterbrechung führte, sorgte ein CDU-Änderungsantrag zu einem Eilantrag der Freien Wählergemeinschaft (FWG) Hosenfeld. Letzterer hatte die Entwicklung eines neuen Baugebietes im Ortsteil Hainzell bis spätestens 2023/24 zum Ziel. Den Hintergrund des Antrages nannte Gangolf Hosenfeld (FWG). Er sagte, damit wolle man Bauwilligen eine Perspektive bieten. CDU-Fraktionsvorsitzender Thomas Alt wollte eine Streichung der Jahreszahl, aber dafür eine konkrete Lokalisierung des Gebietes. Nach einigem Hin und Her einigten sich beide Fraktionen auf einen gemeinsamen Antrag, wonach der Gemeindevorstand die Ausweisung des in nordöstlicher Lage befindlichen Gebiets „Am Weißen Stein“ prüfen und hierfür die zeitnahe Einbindung des Ortsbeirates in die Wege leiten soll.


tegut…teo vielleicht 2023

Zu vorgerückter Stunde informierte Rathausschef Peter Malolepszy dann noch über den Stand der Gespräche mit dem Handelsunternehmen Tegut zum Wunsch vieler Bürger in Hosenfeld, mit einem tegut… teo-Kleinstladen die Nahversorgung weiter zu verbessern. Malolepszy zufolge sei mehrmals mit dem Unternehmen gesprochen worden. Möglicherweise könnte Hosenfeld mit in die Planungen für das Jahr 2023 aufgenommen werden – im Moment sei es aber noch nicht soweit und bevor ein geeigneter Standort eruiert werde, müssten bestimmte Bedingungen erfüllt werden. Dem Vernehmen nach will die Gemeinde diesbezüglich in jedem Fall am Ball bleiben.


Ehrung für ehrenamtliches Engagement


Eingangs der Sitzung wurden Ansgar Schenk aus Blankenau und Antonio Morano aus Hainzell für ihre langjährige ehrenamtliche Tätigkeit in der Kommunalpolitik zum Wohle der Bürger mit dem Ehrenbrief des Landes Hessen geehrt. Die Vorsitzende der Gemeindevertretersitzung, Michaela Alt (CDU), und Bürgermeister Peter Malolepszy gratulierten im Namen der Gemeinde Hosenfeld und überreichten die entsprechende Urkunden, Ehrennadeln und kleine Präsente.