Hünfeld | Studentin der Hochschule Fulda macht Praktikum im Gefängnis

Eine JVA ist keine „Black Box“

Die Studentin Maja-Lina Lauer absolvierte ein dreimonatiges Praktikum in der Justizvollzugsanstalt Hünfeld. Ziel war, sich ein Bild gesellschaftlicher Zusammenhänge und Interkulturalität eines Gefängnisses zu machen. Seit Herbst beschäftigt sich die BASIB-Studentin der Hochschule Fulda mit interkulturellen, spirituellen und sozial-politischen Themen. Und zwar im Kontext der Justiz und Gefängniskirche, aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven.

BASIB (Sozialwissenschaften mit Schwerpunkt Interkulturelle Beziehungen B.A.) ist ein sechssemestriger sozialwissenschaftlicher Studiengang. Zuwanderung und Einwanderung, gesellschaftliche Eingliederung, (Re-) Sozialisierung und internationale Mobilität sind in deutschen Gefängnissen immer öfter Thema. „In meinem Studium versuchen wir, menschlich und auf eine professionelle Weise diese Thematiken zu reflektieren und zu bearbeiten,“ betont Lauer. „Es geht bei BASIB vor allem um die Entwicklung unserer individuellen Kompetenzen“, erklärt die Studentin, die übrigens eine Journalistin-Laufbahn anstrebt.

 

Gesellschaftliche Schattenseiten

 

Im Praktikumsbericht schreibt die Studentin über ihre Erlebnisse. Gefängnis bedeutet immer auch eine Auseinandersetzung und Begegnung mit gesellschaftlichen Schattenseiten. Ich bin sehr froh über die Offenheit und Ehrlichkeit, mit denen mir während meines Praktikums begegnet wurde“, schreibt sie. Entsprechend erlebnisreich beurteilt sie die Erfahrungen mit den Gefangenen. „Beispielsweise hatte ich die Möglichkeit, bei den Weihnachtsfeiern der JVA Hünfeld und der JVA Fulda, bei einigen ökumenischen Gottesdiensten und bei der Musikgruppe mitzuwirken.“ Auch bei den Besuchen, die der Gefängnisseelsorger durchs Haus bei Häftlingen machte, durfte sie ihn begleiten. „Für mich bedeutet Gefängnis nach dem Praktikum zwar Verschlossenheit, aber es ist keine mysteriöse ‚Black Box‘ mehr“, macht die 21-Jährige deutlich.

 

Praktikum in Gefängnisseelsorge

 

„Ich wünschte, dass mehr junge Menschen Interesse an Themen wie Interkulturelle Beziehungen und Gesellschaft zeigen würden“, betont zudem Praktikumsbegleiter und Gefängnisseelsorger Diakon Dr. mult. Meins Coetsier. Als Niederländer in Deutschland, Kulturwissenschaftler, Philosoph und Theologe im Knast, erlebt der Diakon selbst, wie wichtig und schwierig solche gesellschaftlichen Themen sein können.