Region | Konjunkturbericht der IHK Fulda zum Jahresbeginn

„Insgesamt robust, aber Risiken belasten“

„Die Konjunktur in der Region Fulda ist insgesamt robust. Allerdings bereiten der Fachkräftemangel, Inflation und Lieferschwierigkeiten branchenübergreifend große Sorgen“, kommentierte am späten Mittwochnachmittag Michael Konow, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Fulda, die aktuellen Ergebnisse der ersten Konjunkturumfrage 2022.

Von Mirko Luis

Die derzeitige Geschäftslage wird seinen Angaben zufoolge von 52 Prozent der Unternehmen als befriedigend bezeichnet. Von einer schlechten Lage sprechen 17 Prozent. Im Oktober lag dieser Wert bei 12 Prozent. Der Anteil der Unternehmen mit einer guten aktuellen Geschäftslage hat sich von 38 Prozent (Oktober 2021) auf 31 Prozent im Januar verschlechtert. Die Erwartungen haben sich per Saldo leicht verbessert: Eine schlechtere Lage erwarten rund 19 Prozent der Firmen (Oktober 2021: 16 Prozent). 57 Prozent der Unternehmen gehen von einer konstanten Geschäftslage aus; im Oktober 2021 waren 64 Prozent dieser Ansicht. 25 Prozent der Unternehmen erwarten eine eher günstigere zukünftige Geschäftslage (Oktober 2021: 20 Prozent).

Als Ergebnis der Bewertung der derzeitigen wie auch der Einschätzung der zukünftigen Geschäftslage ist der Geschäftsklimaindex, der sich zwischen 0 und 200 Punkten bewegen kann, von 114,5 Punkten (Oktober 2021) auf 109,8 Punkte gesunken. Damit liegt er auf einem robusten Niveau. Je nach Branche gibt es deutliche Unterschiede bei der Konjunktureinschätzung. Bei den Industriebetrieben hat sich die Lage nochmals leicht verbessert. Von einer schlechten aktuellen Geschäftslage sprechen rund zwei Prozent der befragten Industriebetriebe (Oktober 2021: zehn Prozent). Von einer guten Situation berichten knapp 47 Prozent der Firmen in der Industrie (Oktober 2021: 52 Prozent). 58 Prozent der Industriebetriebe gehen in den kommenden Monaten von einer in etwa gleichbleibenden, 30 Prozent von einer eher günstigen sowie zwölf Prozent von einer eher ungünstigeren Geschäftslage aus. Insgesamt hat sich der Geschäftsklimaindex der Industrie von 120,9 auf 130,8 Punkte verbessert. Im Handel hingegen ist der Geschäftsklimaindex nach einer positiveren Phase im Sommer vergangenen Jahres auf 95,6 Punkte gesunken. Im Gastgewerbe liegt er nur noch bei 41,6 Punkten.

„Gesamtwirtschaftlich zeigt sich die regionale Konjunktur als relativ robust, auch wenn Branchen wie Gastgewerbe und stationärer Handel stark belastet sind. Allerdings machen sich die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie wie steigende Inflation und gestörte Lieferketten immer stärker im Landkreis Fulda bemerkbar. Die weitere regionale wirtschaftliche Entwicklung hängt stark davon ab, ob es gelingt, diese Effekte abzumildern und auch dem Fachkräftemangel zu begegnen“, fasst Michael Konow die aktuellen konjunkturellen Zahlen der IHK-Umfrage zusammen.

Uwe Marohn, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Fulda, zeigte sich von den Ergebnissen der IHK-Konjunkturumfrage keineswegs überrascht. Sie seien vielmehr das, was auch die Mitarbeiter seines Geldhauses in den zahlreichen Gesprächen mit den Unternehmerinnen und Unternehmern erfahren würden. Gut erkennbar sei dass insbesondere das Baugewerbe, aber auch der handwerkliche Bereich und die Produktionsbetriebe jetzt schon wieder eine sehr hohe Auslastung hätten, aber gerade der Bereich Hotel, Gastgewerbe und stationärer Handel mit den derzeitigen Rahmenbedingungen zu kämpfen habe. „Die meisten Unternehmen in unserer Region sind bisher ganz gut durch die letzten zwei Jahre gekommen“, so Marohn weiter. Geholfen habe hierbei, dass die Eigenkapitaldecke bei den meisten Betrieben vor der Pandemie recht gut gewesen sei. „Wir haben nicht nur fleißige, sondern auch kreative Unternehmer in der Region, die die Hände nicht in den Schoß gelegt und abgewartet, sondern ihre Produktpalette oder das Geschäftsmodell umgestellt haben“, lobte Marohn. Viele hätten ihre laufenden Projekte und internen Abläufe unter Pandemie-Bedingungen einer ernsthaften Prüfung unterzogen.

„Wir Hausbanken sind unseren Aufgaben gerecht geworden und haben den Unternehmen in die Speichen gegrifffen, damit sie durch diese für alle schwierige Zeit kommen“, ergänzte Marohn. Seinen Angaben zufolge hat das Volumen der von der Sparkasse Fulda ausgereichten Corona-Hilfskredite eine Höhe von 35 Millionen Euro. Das mute der Höhe nach im ersten Moment sicher viel an. Betrachte man allerdings den gewerblichen Kreditbestand in Höhe von 1,1 Milliarden Euro, sei die Summe im Verhältnis dazu allerdings eher geringfügig einzustufen. Fakt sei, dass KfW-Kredite mit Haftungsfreistellungen für Banken bis zu 90 Prozent geholfen hätten, einen wirtschaftlichen Kollaps zu verhindern. Zum Glück sei die lange befürchtete Insolvenzwelle bis heute ausgeblieben. Nach Angaben von Marohn seien einige KfW-Hilfskredite teilweise gar nicht komplett abgerufen, andere wiederum vorzeitig zurückgezahlt worden. Wiederum andere Unternehmen hätten die relativ günstigen Mittel anderen Verwendungszwecken – etwa dem Aufbau einer Lagerhaltung oder Investitionen in den Fuhrpark – zugeführt. Dies sei legitim gewesen. Marohns Prognose für 2022 lautet, dass Industrie und Handwerk weiter gut ausgelastet sein werden. „Handel, Hotellerie und Gastronomie benötigen indes eine positive Perspektive und haben diese verdient.“

Thomas Sälzer, Vorstand der VR Bank Fulda eG, zeigte sich auf Nachfrage der IHK Fulda „sehr zufrieden“ mit der Entwicklung des Kreditgeschäfts 2021. „Wir hatten eine starke Kreditnachfrage, und ich kann sagen, dass wir alle vertretbaren Kreditwünsche auch erfüllen konnten“, erklärte er. Anders als in den Vorjahren seien drei Fünftel der Kreditvergaben im Bereich privater Wohnungsbau angesieselt und lediglich zwei Fünftel im gewerblichen Bereich. Früher sei das anders herum gewesen. Sälzer bewertete das Vorhandensein der Investitionstätigkeit – und dies trotz Pandemie sogar in recht ausgeprägter Form – positiv. Mit dazu beigetragen habe das günstige Zins-Umfeld. Überschaubar sei indes der Bereich Forschung und Entwicklung gewesen. „Gleichwohl glaube ich, dass wir sehr viele innovative Unternehmen in Fulda haben.“ Was laut Sälzer gut erkennbar war, das seien die Preissteigerungen auf dem Bausektor. Vor allem Baumaterialien seien teurer geworden. Mit den Firmen seien meist variable Preise vereinbart worden, Mehrkosten wären hierbei bei den Bauherren hängen geblieben. „Umso wichtiger ist es, hier einen Puffer einzuplanen.“ Wenn es bei den Preissteigerungen bleibe, könnten die 2022 auf die Investitionsfreudigkeit drücken, befürchtet Sälzer. Er erwarte „etwas weniger Investitionsdynamik“.

Während sich Wolfram Busold, Geschäftsführer der Creditreform Kassel, dem Thema Unternehmensinsolvenzen und Überschuldung zuwendete, analysierte Prof. Dr. Tobias Knedlik, Dekan des Fachbereichs Wirtschaft der Hochschule Fulda, treffsicher die weltwirtschaftliche Lage mit Fokus auf die globale Konjunktur. Seinen Angaben zufolge würden für die Weltkonjunktur Bruttoinlandsprodukt-Wachstumsraten von 4 bis 4,5 Prozent erwartet. Das sei etwas schwächer, als sich die Weltkonjunkturim abgelaufenen Jahr entwickelt habe (etwa 6 Prozent). in Deutschland werde unterdessen ein Wachstum erwartet, das mit 3,5 bis 4 Prozent deutlich über den Vorjahreswerten liege. Gründe, warum die Weltkonjunktur im Moment schwächer als gedacht in Schwung käme, seien neben den allgemein bekannten Mobilitätseinschränkungen unter anderem Angebotsengpässe sowie Preisanstiege – gerade bei Rohstoffen. Hinzu kämen die restiktive chinesische Corona-Politik mit stillgelegten Produktionen in China sowie Probleme auf dem Immobiliensektor in China. Nichtsdestotrotz normalisiere sich der Welthandel deutlich schneller als seinerzeit bei der Finanzkrise.