Fulda | Check von vier hessischen Museen: Vonderau Museum ist dabei

Suche nach NS-Raubgut

Der Hessische Museumsverband (HMV) führt seit dem 1. Februar erstmals einen Erstcheck zu NS-Raubgut in vier hessischen Museen durch. Das sechsmonatige Projekt wird vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste gefördert.

Ziel ist es, die Museumsbestände in Bad Wildungen, Eschwege, Fulda und Reinheim durch eine Provenienzforscherin auf jüdischen Vorbesitz zu überprüfen. Provenienzen stellen in diesem Zusammenhang die ursprünglichen Besitzverhältnisse und ihre jeweilige Historie dar.

Notwendige Aufarbeitung

Der Erstcheck ist eine bewährte Methode der Provenienzforschung, um verdächtige Provenienzen in den Sammlungen überhaupt aufzudecken und den weiteren Forschungsbedarf abzuklären. „Für unseren Erstcheck haben wir Museen ausgewählt, die ihre Sammlungen in der NS-Zeit erweitert und zwischen 1933 und 1945 zahlreiche Objekte erhalten haben“, sagt Dr. Saskia Johann, Referentin für Provenienzforschung beim HMV. Bei den teilnehmenden Museen handelt es sich im Einzelnen um das Stadtmuseum Bad Wildungen, das Stadtmuseum Eschwege, das Vonderau Museum in Fulda und das Heimatmuseum Reinheim.

Das Vonderau Museum gehört zu den ersten vier hessischen Museen, in denen in den kommenden Wochen ein solcher Erstcheck stattfindet. Für die Stadt Fulda begrüßt Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld das Projekt: „Die Frage der Provenienz von Kunstwerken in deutschen Museen gehört zur nach wie vor notwendigen Aufarbeitung der NS-Zeit. Der Erstcheck wird uns helfen zu erkennen, ob es auch hier in Fulda Verdachtsfälle gibt, die dann weiter erforscht werden müssen.“

Oft durch Ankäufe oder Schenkungen

Dem pflichtet Dr. Frank Verse, Leiter des Vonderau Museums, bei: „Das Vonderau Museum sieht es als seine Verpflichtung an, seine Bestände auf NS-Raubkunst zu überprüfen. Diese kann oft unerkannt durch spätere Ankäufe oder Schenkungen an das Museum gelangt sein, weil noch lange nach Ende der NS-Zeit die Provenienz beim Erwerb keine große Rolle spielte. Da für diese Überprüfungen im Alltagsgeschäft aber oft zu wenig Zeit bleibt, freuen wir uns besonders, aufgrund unserer langjährigen guten Zusammenarbeit mit dem Hessischen Museumsverband als eines der ersten Museen in Hessen am Erstcheck teilnehmen zu können.“

Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste fördert den Erstcheck und übernimmt die gesamten Kosten des Projektes. Die Stiftung wurde 2015 von Bund, Ländern und den drei kommunalen Spitzenverbänden gegründet und finanziert bundesweit Provenienzforschungsprojekte in Museen, Archiven und Bibliotheken. Die Einrichtung befasst sich sowohl mit NS-Raubkunst, der Aufarbeitung der in der ehemaligen sowjetischen Besatzungszone und der DDR entzogenen Kulturgüter als auch mit Kultur- und Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten und kriegsbedingt verlagerten Kulturgütern.